Alle Jahre wieder: Der Winterblues ist da

Was ist dran, an der sogenannten Winterdepression? Mindestens jeder Vierte klagt unter den typischen Symptomen, die das verminderte Tageslicht und die veränderten Temperaturen mit sich bringen. Frauen scheinen häufiger darunter zu leiden als Männer.

Äußere Ursachen

Mit dem Ende der Som­merzeit wird es nicht nur wet­terbe­d­ingt früher dunkel, son­dern zusät­zlich eine Stunde früher. Das ist für unseren Organ­is­mus eine enorme Umstel­lung. Wir lei­den durch das ver­ringerte Tages­licht, weniger Sonne und dadurch auch käl­tere Tem­per­a­turen. Außer­dem reg­net es häu­figer und es ist ins­ge­samt viel ungemütlich­er. Es ist nahe­liegend, sich lieber zurück­zuziehen, die Aktiv­itäten zu reduzieren und es sich zu Hause bei einem leck­eren Essen gemütlich zu machen.

Innere Ursache

Auf­grund der verän­derten Lichtver­hält­nisse gerät unser Bio­rhyth­mus durcheinan­der. Der Stof­fwech­sel der Neu­ro­trans­mit­ter Sero­tonin, Cor­ti­sol und Mela­tonin verän­dert sich. Sero­tonin ist für unseren Antrieb wichtig, es wird auch Glück­shormon genan­nt. Cor­ti­sol ist unter anderem für den Wachzu­s­tand ver­ant­wortlich, Mela­tonin ist für einen gesun­den Schlaf notwendig, daher nen­nt man es auch das Schlafhor­mon. Wenn es früher dunkel wird, schüt­ten wir mehr Mela­tonin aus und sind daher auch früher müde. Mela­tonin bremst die Auss­chüt­tung von Cor­ti­sol, daher sinkt unser Antrieb und unsere Moti­va­tion. Da Bewe­gung, Tages­licht und Moti­va­tion mit ein­er erhöht­en Auss­chüt­tung von Sero­tonin und Pro­duk­tion von Vit­a­min D in Zusam­men­hang ste­hen, sinkt der Antrieb, die Moti­va­tion und die Stim­mung, wenn diese Dinge weg­fall­en.

Woran erkenne ich, ob ich den Winterblues habe?

Über­trieben kön­nte man sagen, es ist ähn­lich wie der Win­ter­ch­laf. Wir igeln uns ein, wär­men uns mit gutem Essen und bewe­gen uns kaum, sind die meiste Zeit schläfrig und unsere Aktiv­itäten sind stark eingeschränkt. Das geht natür­lich nicht wirk­lich, aber ein biss­chen fühlt es sich für Viele so an. Das ist auch der Unter­schied zu ein­er echt­en Depres­sion, diese wird in der Regel von Schlaf­störun­gen und Appetitver­lust begleit­et. Doch weshalb haben viele Men­schen Heißhunger­at­tack­en? Ver­mut­lich liegt die ver­mehrte Lust auf Kohlen­hy­drate an der verbesserten Tryp­to­phanauf­nahme, ein­er Vorstufe des Glück­shormons Sero­tonin, was uns ja in der dun­klen Jahreszeit tages­lichtbe­d­ingt fehlt. Durch die früh ein­set­zende Dunkel­heit und den Bewe­gungs­man­gel fühlen sich Betrof­fene antriebs- und moti­va­tion­s­los. Die Lust auf Sport schwindet, die Stim­mung sinkt, man zieht sich mehr zurück und kuschelt sich zu Hause ein. Stress kann das Ganze noch ver­stärken. Im Gegen­satz zu ein­er echt­en Depres­sion kann der Rück­zug zu Hause häu­fig richtig genossen wer­den. Wer aber sowieso schon an ein­er Depres­sion lei­det, ist im Win­ter beson­ders gefährdet.

Dazu kommt auch noch die Wei­h­nacht­szeit, diese ist für nicht wenige Men­schen belas­tend. Vor allem Men­schen ohne Beziehung spüren ihre Ein­samkeit stärk­er als im Som­mer, uner­füllte Sehn­süchte wer­den oft mit aller Wucht bewusst. Von allen Seit­en wird eine heile Welt vorge­spielt. Die Feiertage alleine zu ver­brin­gen, kann daher eine tiefe Trau­rigkeit aus­lösen. Umso wichtiger ist es, sich rechtzeit­ig mit liebevollen Men­schen zu verabre­den, eine Reise zu pla­nen oder über die Feiertage etwas Schönes zu unternehmen. Gegen all diese Symp­tome kön­nen wir ganz bewusst vor­beu­gen.

Wie verhindere ich eine Winterdepression?

Die wichtig­sten zwei Dinge sind Tages­licht und Bewe­gung. Wer sich täglich min­destens 30 Minuten draußen bewegt, bekommt drei bis vier mal so viel Tages­licht, wie in einem geschlosse­nen Zim­mer. Ein Home-Office-Arbeit­splatz hat durch­schnit­tlich 500 bis 1000 Lux. An einem trüben Win­tertag erhal­ten wir bere­its ca. 3000 Lux. An einem wolken­losen Som­mertag sog­ar 100.000 Lux. Selb­st in der Däm­merung bekom­men wir noch 750 Lux. Diese bei­den Fak­toren kön­nen bere­its eine Win­ter­de­pres­sion verun­möglichen. Ist das nicht großar­tig?

Auch wenn es in dieser Jahreszeit beson­ders schw­er fällt: Sport ist ein echter Stim­mungs­boost­er. Wenn man sich danach noch eine Sauna gön­nt, kann man diesen Effekt sog­ar ver­dop­peln. Der Tem­per­atur­wech­sel wirkt sich pos­i­tiv auf einen gesun­den Aus­gle­ich zwis­chen Sym­pa­thikus (Aktiv­itätsmodus) und Parasym­pa­thikus (Ruhe­modus) aus. Deswe­gen ist die Win­terzeit genau das Richtige für einen Well­nes­surlaub. Es muss aber nicht unbe­d­ingt Well­ness sein, denn jed­er Urlaub ist jet­zt hil­fre­ich, denn er reduziert Stress und verbessert die Stim­mung. Außer­dem hil­ft es, sich mit Fre­un­den zu tre­f­fen. Dies wirkt dem Drang, sich zu isolieren ent­ge­gen, und das miteinan­der Reden ist nach­weis­lich stim­mungsaufhel­lend. Übri­gens ist jet­zt Kuscheln beson­ders gesund, bere­its ab 20 Sekun­den wird das Kuschel­hor­mon Oxy­tocin und kör­pereigene Endor­phine freige­set­zt.

Oft sind wir im Win­ter schneller erschöpft und nach ein­er Woche Arbeit freuen wir uns, am Woch­enende lange auszuschlafen. Das Prob­lema­tis­che daran ist, dass dadurch der Tages-Nacht-Rhyth­mus gestört wird und wir am Mon­tag einen Mini-Jet­lag erleben, was sich neg­a­tiv auf die Stim­mung auswirkt. Also keine so gute Idee.

Wer auch noch auf die Ernährung achtet, kann der Win­ter­de­pres­sion ein Schnip­pchen schla­gen: Der Heißhunger auf Kohlen­hy­drate kommt auf­grund unseres Sero­ton­in­man­gels. Um Sero­tonin zu pro­duzieren, brauchen wir essen­tielle Aminosäuren, um die Vorstufe Tryp­to­phan herzustellen. Diese müssen mit der Nahrung zuge­führt wer­den. Tryp­to­phan­haltige Lebens­mit­tel sind zum Beispiel Nüsse, Quinoa, gehack­ter Spinat, Hafer­flock­en, Eier und Sojapro­tein­iso­lat. Dies hat nicht nur eine pos­i­tive Wirkung auf die Stim­mung, son­dern auch auf einen verbesserten Schlaf und sog­ar auf die Gedächt­nisleis­tung. Wenn der Tryp­to­phan­spiegel stimmt, lässt auch der Heißhunger auf Kohlen­hy­drate nach und das Gewicht bleibt sta­bil.

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